Entwicklung und Wesen des Karate

Entwicklung und Wesen der Sportart Karate

Was ist KARATE eigentlich?

Karate ist die wirksamste Form der waffenlosen Selbstverteidigung und Nahkampftechnik, die in den letzten Jahrzehnten zu einer Wettkampfsportart entwickelt wurde.

Durch die leider nicht immer ganz glückliche Darstellung in den Medien wurde Karate verzerrt und entstellt der Öffentlichkeit dargebotenen, sodass weitgehend falsche Auffassungen darüber herrschen.

Karate ist eine asiatische Kampfkunst bzw. Kampfsportart, bei der Extremitäten des menschlichen Körpers mittels extrem dynamischer Stöße und Schläge in ökonomischer Weise zu Abwehr- und Angriffstechniken zum Einsatz gebracht werden. Die ältesten Zeugnisse von Karate finden sich in Indien, wo Karate von der Kriegerkaste Kshatriya und buddhistischen Mönchen ausgeübt wurde. Im 5. Jahrhundert nach Christi wurde diese indische Kampfkunst mit chinesischen Kampfkünsten verbunden und hieß dort ursprünglich  „Chinesische Hand“. Von chinesischen Auswanderern wurde Karate nach Okinawa gebracht und dort in „Okinawa-Te“ umbenannt.

Gichin Funakoshi, geboren in Okinawa, war von hohen Meistern ausgebildet worden und zeigte den Japanern zum ersten Mal die Kampfkunst Karate, die er in die Richtung zum modernen Karate weiter entwickelte und in „Leere Hände“ umdeutete. 1936 gründete er den „Shotokan“ (Künstlername Gichin Funakoshis), eine Karateschule in Tokio, die auch gleichzeitig dieser Stilrichtung den Namen gab.

Ebenfalls in Okinawa wurde die Stilrichtung „Goyu-Ryu“ von Chojun Miyagi entwickelt, die dann vom heutigen höchsten Goyu-Ryu-Meister Gogen Yamaguchi, 10. Dan, zu heutigen Form weiterentwickelt wurde.

Bis 1964 war Karate in Österreich unbekannt. Im Jahre 1965 konnte der Österreichische Karatebund zwei Karatelehrer verpflichten, die erstmals in Österreich ein geregeltes Karatetraining durchführten.

Parallel dazu wurde im Bereich des österreichischen Bundesheeres im Rahmen der Nahkampfausbildung ein Karatetraining eingeführt, womit sowohl im zivilen als auch im militärischen Bereich von der Geburtsstunde des Karate in Österreich gesprochen werden kann.

Die drei gleichwertigen Säulen des Karate sind:

  • Kihon (Grundschule)
  • Kata (Scheinkampf)
  • Jiyu-kumite (Freikampf)

Der Tameshiwari = Bruchtest, dient im wesentlichen zur Demonstration, verliert aber Hinblick auf Abhärtung in Europa immer mehr an Bedeutung.

Im Kihon (Grundschule) werden einzelne Karatetechniken ablaufmäßig erlernt, geübt und unter Herstellung echter Kampfsituationen trainiert und gefestigt.

Man unterscheidet:

  • Abwehrtechniken (Uke-Waza)
  • Angriffstechniken
  • Stoßtechniken (Tsuki-Waza)
  • Schlagtechniken (Uchi-Waza)
  • Fußtechniken (Geri-Waza)

Die Kata im Karate-Do (Do = Weg) ist ein Kampf gegen einen imaginären Gegner, wobei alle Aktionen in traditionell gewachsenen Formen und Abläufen vorgeschrieben sind. Die Kata ist die wesentliche Grundstruktur des Karate. In ihr soll alles vereint sein, was Karate ausmacht. Die Ästhetik, Gewandtheit, Schnelligkeit, der Bezug zum Raum und besonders die Rhythmik in einer Kata sollen über das Gegenständliche hinaus die innere Einstellung des Kämpfers widerspiegeln (aufrechte Haltung, exakte Ausführung der Techniken, Achtung vor dem Lehrer und den Wettkämpfern).

Durch das Üben der Kata, die mit starkem Kampfgeist und voller Konzentration vorgetragen werden muss, soll Harmonie erreicht werden. Gichin Funakoshi sagte oft zu seinen Schülern: „Ohne Höflichkeit ist der Geist des Karate verloren“. Der Karateka soll höflich und bestimmt sein, nicht nur im Training, sondern auch im täglichen Leben. Dazu soll er bescheiden und sanft sein. Dennoch muss die Demonstration von Kata Kühnheit und zuversichtliches Selbstvertrauen ausstrahlen.

Diese Kombination von Kühnheit und Freundlichkeit, die Anfängern und Außenstehenden möglicherweise widersprüchlich erscheinen mag, soll schließlich zur weitestgehenden Übereinstimmung zwischen Geist und Körper führen.

Das Jiyu-Kumite ist die wirklichkeitsnächste Anwendungsform des Karate, nämlich der freie Wettkampf. Der freie Wettkampf wird vorbereitet durch Üben von Kihon-Ippon-Kumite (Einzelangriffen) und Sanbon-Kumite (3 Angriffe mit Konter). Im Jiyu-Kumite kämpfen die Aktiven mit frei gewählten Techniken, Kombinationen und Aktionen in der Bewegung im sportlichen Wettkampf gegeneinander. Selbstverständlich müssen die Schläge und Stöße etc. kurz vor Erreichen des Zieles gestoppt werden. Besonders in der Gestaltung des Freikampfes herrschen erhebliche Unterschiede und Gegensätze zwischen Karate und anderen asiatischen Wettkampfsportarten.

Der Kiai-Schrei (Kampfschrei) wird im Zusammenhang mit der kraftvollen Verspannung der gesamten Muskulatur in der Endphase einer Technik ausgestoßen und soll

  • den Gegner psychologisch beeinflussen (erschrecken und zu Fehlreaktionen verleiten) und
  • die Verspannung der Muskulatur im Mittelbauch (Hara) bewirken, um einen geschlossenen Kraftfluss vom Auftreffpunkt der für einen Angriff verwendeten Extremität (Hand oder Fuß) über den Körper in den Boden herzustellen und damit eine gute Impulsübertragung erreichen.

Worauf kommt es beim Karatesport an?

Da ein Höchstmaß an Körpereinsatz bei der Durchführung der verschiedensten Techniken erforderlich ist, sind Körperbeherrschung, Gleichgewichtssinn und Koordinations-vermögen wesentliche Einflussgrößen. Im Angriff oder in der Abwehr muss der Karateschüler innerhalb eines Bewegungsablaufes häufig (wenn auch kurzfristig) auf einem Bein stehen. Daher ist es wichtig, Gleichgewichtsübungen in der Grundschule durchzuführen.

Natürlich kommt es auch auf die Muskelkraft an, jedoch nicht auf die Rohkraft oder Maximalkraft, sondern auf die Schnellkraft, da die Techniken überraschend und explosiv ausgeführt werden sollen. Dem Krafteinsatz und der Verspannung im Augenblick der Beendigung der Technik muss jedoch unmittelbar wieder die Entspannungsphase folgen, um für weitere Techniken (Abwehr- oder Angriffskombinationen) bereit, d.h. beweglich zu sein (Wechselspiel zwischen Gu und ju).

In der Ausführung der Techniken kommt es, besonders bei Katademonstrationen, wesentlich auf den Rhythmus an, wodurch ebenfalls der Wechsel zwischen kraftvoller Technik und hoher Beweglichkeit zum Ausdruck kommen soll.

Dazu kommt dann noch die richtige Zeitwahl, das Timing, für einen Angriff. Hände und Füße müssen natürlich im Wettkampf stets in einer Position sein, die rasches Agieren oder Reagieren erlaubt. Wenn eine Deckungsschwäche oder ein Bewegungsfehler des Gegners erkannt oder auch erst antizipiert wird, muss die eigene Aktion, in Hinblick auf Wirksamkeit am Gegner und überwindender Kampfdistanz, rechtzeitig und richtig gewählt und der günstigste Zeitpunkt für den Angriff erkannt werden.

Aus den obigen Ausführungen geht bereits klar hervor, dass Karate nicht in kurzer Zeit erlernt werden kann, sondern der Karate-Do (Weg des Karate) beschritten werden muss, um die körperlichen Möglichkeiten erarbeiteten und die weiter vorn beschriebenen geistigen Einstellungen erreichen zu können. Einen wesentlichen Gesichtspunkt im Hinblick auf ein Karatetraining stellt auch die Möglichkeit des Erlernens der waffenlosen Selbstverteidigung dar. Dieser Gedanke herrscht mit guter Berechtigung insbesondere bei Mädchen vor, dennoch muss hier zur richtigen Selbsteinschätzung erzogen werden. Durch das Karatetraining werden zu Beginn primär Hemmnisse abgebaut, überhaupt Schlag- oder Stoßkontakt mit einem Trainingspartner herzustellen, der dann allmählich soweit perfektioniert wird, dass ganz dosierte Techniken mit bekannter Wirkung auf den Partner, im Ernstfall auf den Gegner, durchgeführt werden können. Ein Karatekönner wird sich in den meisten Situationen gut helfen können, doch muss vor allem bei Anfängern vor übertriebener Selbstsicherheit gewarnt werden. Die folgende Überlegung halten wir für wichtig:

„Es ist gut, wenn man Karate beherrscht,
aber es ist besser, wenn man es nicht braucht.“

Fuchi (Zahlen)

ZERO, REI Null
ICHI Eins
NI Zwei
SAN Drei
YON oder SHI Vier
GO Fünf
ROKU Sechs
SHICHI Sieben
HACHI Acht
KU Neun
JU Zehn
NI-JU Zwanzig
HYAKU Einhundert

TACHI KATA (Form der Stellungen)

HACHIJI-DACHI Füße eine Körperbreite geöffnet und zeigen 45° nach außen.

HEISOKU-DACHI Füße geschlossen.

KOKOTSU-DACHI Rückwärtsstellung (vorne 30% hinten 70%)

MUSBI-DACHI Füße 45° geöffnet, Fersen geschlossen.

ZENKUTSU-DACHI Vorwärtsstellung (vorne 60% hinten 40%)